Montag, 23. Januar 2012

Nachwort


Ich finde, dass dieses Buch einen sehr guten Einblick in die Köpfe derjenigen gewährt, die Angehörige verloren haben, aber auch derjenigen, welche die Vergangenheit der Familie auch Jahre nach dem Krîeg noch zu spüren bekommen.

Philippe hat von Anfang an gespürt, dass etwas in seiner Familie nicht so ist, wie es scheint, er hat gemerkt, dass ihm etwas verschwiegen wird.

Auch Jahre nach dem Krieg, war es für die Juden noch schwer, mit ihrem Schicksal umzugehen. Viele sprachen nicht gerne über die Vergangenheit, sie sind beschämt für das, was sie erleben mussten. So auch die Familie Grimbert.

Es zeigt aber auch sehr schön, dass Gewissheit und Ehrlichkeit in manchen Fällen für die Entwicklung eines Menschen sehr wertvoll sind.

Man könnte sich fragen, ob Philippe je unter Minderwertigkeitskomplexen gelitten hätte, hätte er von Anfang an gewusst, dass seine Eltern nicht so perfekt waren, wie er sie sah oder dass er einen Bruder hatte.
Die Gewissheit scheint ihn sogar ins positive veränder zu haben. Er beginnt sich zu atkzeptieren, sieht Zusammenhänge und sieht vieles in einem anderen Licht.

Dieses Buch hebt sich meiner Meinung nach von vielen Büchern über den 2. Weltkrieg ab, da man zwar schon auch über die Zustände damals etwas erfährt, auf diesen Seiten erfährt man aber sehr viel über das Seelenleben und dies insbesondere derer, die überlebt haben und nicht sl sehr wie beispielsweise bei Anne Frank, wie es war, sich zu verstecken und um sein Leben zu bangen.
Noch eine kleine Zusatzbemerkung: 2007 erschien sogar ein Kinofilm auf der Grundlage von Philippe Grimberts Buch mit dem gliehcnamigen Titel "Un secret/Ein Geheimnis".

Ob ich dieses Buch weiterempfehlen würde? Auf jeden Fall!

Freitag, 20. Januar 2012

Zum Epilog

Wieder in der Gegenwart angelangt, erzählt Philippe von einem Spaziergang mit seiner Tochter Rose bei dem sie einen Hundefriedhof entdecken. Als sie die Grabsteine mit all den Inschriften betrachten, kommen wieder die Erinnerungen an seinen verstorbenen Hund Echo zurück und damit verbunden auch die Reaktion seines Vaters als dieser starb.

Nach diesem Ereignis hat Philippe ja dem vater alles gesagt was er wusste und so kam er auf diesem Ausflug auf die Idee dieses Buch zu schreiben.

Er wollte Hannah und Simon eine Grabstätte geben, auch wenn ihre Körper nicht wie bei anderen Hinterbliebenen auf einem Friedhof beigsetzt worden sind, so gibt wenigstens dieses Buch einen Platz für die Trauer um die beiden.

"(....) In seinen Seiten sollten die Toten, über die ich nie hatte trauern können, eine letzte Ruhestätte finden." (S.147)

Donnerstag, 19. Januar 2012

Verstorbene und Überlebende

Hannah, Simon und Robert haben den Krieg als einzige nicht überlebt. Doch auch nach dem krieg verstarben immer mehr Familienmitglieder.

Ebenfalls im Epilog berichtet Philippe vom Selbstmord seiner Eltern. Er hatte seine Eltern immer so bewundert, deshalb finde ich es noch eindrücklich, in welcher traurigen Verfassung die Eltern starben. Je älter sie wurden, desto mehr entfernten sie sich von dem perfekten Bild, welches er immer von ihnen hatte. Aus den durchtrainierten, strahlenden Sportlern wurden alte zerbrechliche Leute, Tanja landete infolge eines Schlaganfalls sogar im Rollstuhl. Philippe hatte das Gefühl, dass sein Vater diesen Anblick fast verkraften konnte.

"Noch einmal erlebte ich die Verzweiflung meines Vaters über dieses Schauspiel: Vergeblich suchte er beim Anblick seiner Frau nach der Schönheit, die er einst an ihr bewundert hatte, als sie sich von einem Brückenpfeiler in die Lüfte schwang, um für einen Augenblick über dem Wasser der Creuse zu schweben." (S.149)

Maxime hatte sich mit Tanja im Arm von einem Balkon gestürzt. "Was mag er ihr ins Ohr geflüstert haben, bevor er sie in seine Arme schloss und mit ihr in die Tiefe stürzte?"
(Die Creuse war überigens der See, der sich an dem Ort befand, wo sie sich während der Kriegszeit versteckten.)

Diese im Krieg entstandene Liebe hielt für die beiden also bis zum bitteren Ende. Die einzigen zwei Überlebenden waren seine Tanten Esther und Elise.

Trotz der grossen Liebe zu Tanja hegte Maxime den Wunsch, nach seinem Tod auch Simon und Hannah nahe zu sein.

"Wir wachten alle drei beim Sarg meiner Mutter, während mein Vater wunschgemäss wieder zu Hannah und Simon zurückkehrte und eine schwarze Rauchsäule aus dem Kamin des Krematoriums aufstieg." (S.150)

Diese Tat zeigt meiner Meinung nach sehr gut auf, dass der 2. Weltkrieg auch Jahre später noch klare Spuren bei den Hinterbliebenen hinterlässt.

Beim Lesen dieses Abschnitts habe ich mich sogar gefragt, welches Schicksal härter ist; einen qualvollen Tod in einem der Konzentrationslagern zu sterben oder ein Überlebender zu sein, der Angehörige verloren hat und der danach mit diesem Verlust weiterleben muss...

Mittwoch, 18. Januar 2012

Vom Geheimnis befreit

Maxime, Tanja und Philippe hatten seit einigen Jahren einen Hund, Echo. Anstelle des plüschhunds schlief nun Echo in Philippes Bett.

Eines Abneds war Echo überfahren worden. Philippe fand seine Mutter heulend auf, als er nach Hause kam. Sie erzählt, dass sein Vater sich im zimmer eingeschlossen hat und sie nicht wisse ob er schlafe oder lese und sie wage es nicht, das Zimmer zu betreten.

Weiter sagt sie, sie habe ihn noch nie so bestürzt erlebt und sie glaube, dass er sich für den Tod verantwortlich fühle, weil er ihn beim Spaziergang nicht angeleint hat, worauf er überfahren wurde.

"Mein Vater hatte den Tod seiner Frau und seines Sohnes überwunden, doch der Tod seiner Frau liess ihn zusammenbrechen." (S.140)

Nachdem Echos Leiche zum Tierarzt gebracht wurde, setzte er sich neben Maxime auf den Bettrand. Er sagte ihm, wie leid es ihm tut. Maxime sagte darauf, es sei seine Schuld.

Dies bejaht Philippe, doch er sagt NUR DAFÜR sei er schuldig. Er spürte seinen fragenden Blick und fügte hinzu, dass er stolz darauf sei, was er vererbt bekommen hätte, stolz, dass sie beide mir diese Schwierigkeit , diese immer noch offene Frage vermacht hätten, denn dies habe ihn stärker gemacht.

(mit der immer noch offenen Frage meint er, dass er die Todesdaten von Hannah und Simon schwarz auf weiss sehen will, was er ja später ja auch kann)

Darauf holte er tief Luft und erzählte Maxime alles, was er wusste.

"Der Tod unserer Hundes leitete eine neuerliche Wende ein: Ich hatte meinen Vater von seinem Geheimnis befreit." (S.142)

Montag, 16. Januar 2012

(Harte?) Tatsachen

Das Schicksal von Hannah und Simon schien Philippe keine Ruhe zu lassen.
Im Marais-Viertel liegt das sogenannte Mémorial, die Pariser Gedenkstätte, zu der auch ein Dokumetations- und Forschungszentrum gehört. Dort gab es auch eine vollständige Liste aller Opfer des Naziregimes. Im Verzeichnis konnte man den Namen von jedem Deportierten finden, die Nummer und den Bestimmungsort des Zuges, in den man sie hineingesteckt hatte, das Datum dessen Ankunft im Lager und das Todesdatum von allen, die nicht überlebt hatten.

Er verbrachte einen ganzen Nachmittag damit, dieses verzeichnis zu durchstöbern und fand schliesslich die Namen, die er suchte. Er sah es schwarz auf weiss und erfuhr von ihrem Schicksal.

"Hannah und Simon waren nach einem kurzen Aufenthalt im Durchgangslager Pithiviers nach Auschwitz deportiert worden. Dort wurden sie einen Tag nach ihrer Ankunft in die Gaskammern geschickt." (S.138)

Immerhin eine Erleichterung: Die beiden mussten nicht noch tagelang leiden, schon einen Tag nach ihrer Ankunft im KZ wurden die beiden vergast.

Die Gewissheit scheint nicht immer schlecht zu sein, und in diesem Fall scheint es für Philippe sogar eine Erleichterung zu sein, die Wahrheit zu wissen.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Simon

Zu Beginn der Geschichte hat Philippe einen Plüschhund in der Abstellkammer seiner Eltern entdeckt und hat sich deshalb eingeredet, einen Bruder zu haben.

In diesen imaginären Bruder hat er sehr viel interpretiert, er hat ihn sich immer stark vorgestellt, er hatte alles was er nicht hatte und somit alles, wie er dachte, worauf seine Eltern stolz wären. In seiner Phantasiewelt hat er sogar mit diesem Bruder gekämpft.

In seinem Bruder sah er das Wunschkind von Tanja und Maxime, ein sportlicher, durchtrainierter, gesunder Junge, der im Stande ist ebenfalls eine Dportlerkarriere zu machen und in ihre Fussstapfen zu treten.

Als Louise ihm die Wahrheit über seine Familie erzählt hat, erfährt Philippe, dass er tatsächlich mal einen (Halb-) Bruder gehabt hat. Dieser war blond, durchtrainiert, und sportlich. Philippe war in seiner Phanatasie also nahe an die Realität herangekommen.

Dieser Plüschhund war das letzte, was Maxime von seinem Sohn geblieben ist. Es handelt sich um den Hund, den Simon an dem Tag an dem er und Hannah auf der Flucht aufgeflogen waren bei sich hatte.

Plötzlich scheint für Philippe alles klar. Er sieht wie sich Puzzlestück für Puzzlestück eine ganze Geschichte zusammenfügt und immer mehr Vorfälle fallen ihm ein, die er mit Simon in verbindung bringen kann.

Er fragt sich, wie sich seine Eltern gefühlt haben müssen, als er nichtswissend den Plüschhund in sein Bett legte, nachdem er ihn in der Abstellkammer entdeckt hatte. Wie es für Maxime sein musste, zu sehen, wie sein 2. Sohn das Plüschtier seines 1. verstorbenen Sohnes in den Händen trug.

Aber auch wie es Tanja ergehen muss, da auch für sie dieses Stück der Verangenheit ein wunder Punkt darstellt, denn auch wenn sie sich während der Zeit im Indre nichts sehnlicher gewünscht hatte, als dass maxime glücklich wird, so hatte sie insgeheim trotzdem den Wunsch, dass Hannah und Simon nicht mehr zurückkehren würden, da dies ihrem gemeinsamen Glück im Wege gestanden wäre.

Philippe fragt sich auch, wie es seiner Mutter geht, wenn Maxime manchmal gedankenversunken in den Himmel starrt. Und es ist auch naheliegend, dass Tanja auch ein schlechtes Gewissen plagt, dass sie sich das irgendwie gewünscht hat.


Auch für Philippes Persönlichkeit verändert sich nach dieser Gewissheit, einen Bruder gehabt zu haben, vieles. Er sieht sich nicht mehr als den dürren, kranken Jungen, der nicht wie seine Eltern eine Sportlerkarriere machen wird, sondern er fühlt sich durch dieses Wissen bestärkt. Und auch die Kämpfe und Gespräche mit seinem Phantasie-Bruder finden damit ihr Ende.

Und mir scheint es, als habe er begriffen, dass er von seinen Eltern und vor allem von seinem Vater geliebt wird, ganz egal ob er in der Schule oder sportlich begabt ist. Und als wäre ihm klar geworden, dass es sogar gut ist, dass er eine eigenständige Persönlichkeit ist. Denn den sportlichen Sohn gibt bzw. gab es schon und nichts und niemand könnte seinen Platz einnehmen, denn jedes Kind bleibt auf seine Weise einzigartig.


Die Geschichte von Simons traurigem Ende liess Philippe lange keine Ruhe. Als er erfährt, dass ein Buch mit einer Sammlung von den französischen Kinder, die dem Krieg zum opfer gefallen sind, erscheinen soll, sorgt er dafür, dass auch Simon seinen Platz bekommt, gemeinsam mit einem Foto, welches er ebenfalls in der Abstellkammer gefunden hat

Auch wenn er seinen Bruder nie kennen lernen konnte, scheint er durch die Gewissheit über sein Leben, die über seinen Tod aber auch durch die Fotos und Erinnerungsstücke einen Platz in Philippes Herzen gefunden zu haben.

"Viele Jahre nachdem mein Bruder aus meinem Zimmer verschwunden war und ich alle, die mir nahestanden, zu Grabe getragen hatte, verhalf ich Simon schliesslich zu der Grabstätte, die er nie bekommen hatte. Dort sollte er mit den Kindern ruhen, die das selbe Schicksal ereilt hatte, in jenem Buch, in dem sein Foto gezeigt wurde, daneben seine so dicht beieinanderliegenden Lebensdaten und sein Name, dessen Schreibweise sich so wenig von der meines Namens unterschied. Dieses Buch würde sein Grab sein." (S.151)

Dienstag, 10. Januar 2012

Tanja und Maxime

Nahchdem die Frauen ohne Hannah und Simon im Indre angekommen waren, war Philippe wie gelähmt, er verzog sich tagelang in sein Zimmer.

In den Tagen zuvor, nachdem Tanja auch angereist war, näherten sie sich einander an. Seine Blicke wurden immer intensiver und abends wenn er in seinem Bett lag, plagte ihn immer wieder die Versuchung, einfach in Tanjas Zimmer herüber zu gehen..

Doch nach dieser schrecklichen Nachricht scheint diese Begierde wie weggeflogen. Vorerst!

Als er dann nach einigen Tagen endlich wieder aus seinem Zimmer kommt, kommen sich Tanja und er am See, der Creuse näher. Sie küssen sich und er beginnt in ihren Armen zu weinen.
Von da an verbrachte er jede Nacht in ihren Armen, sie schliefen ganz dicht beieinander ein und es reicht ihm, sie zu küssen und über ihr Haar streicheln zu können.

Trotzdem bleiben Hannah und Simon immer in seinem Hinterkopf. Doch Tanjas Nähe tut ihm gut; sie hilt ihm, seine Trauer zu verarbeiten.

Eines Abends kommt es dann doch dazu, dass die beiden miteinander schlafen. Maxime ist am Ziel seiner Träume, doch plötzlich erscheint wieder Hannahs Gesicht vor ihm.

"Er hält die Frau in den Händen, die er seit Jahren begehrt, doch am Rand der Bewusstlosigkeit erscheint plötzlich Hannahs Bild vor seinen Augen. Mit aller Kraft weist er sie von sich, stösst ihr Gesicht in die Nacht zurück." (S.121)

Auch wenn es Maxime gut tut, Hannah in seiner Nähe zu haben, so haben sie deswegen natürlich Probleme mit den übrigen Familienmitgliedern. Sie wollen einerseits, dass es Maxime wieder besser geht, doch sie können Hannah und Simon nicht so schnell aus ihren Köpfen streichen.

Im Gegensatz zu den Tagträumereien, die Philippe hatte und in denen er sich die Geschichte, wie sich seine Eltern kennen gelernt haben, viel schöner vorgestellet hat, zeigt ihm diese Gewissheit auf, dass die Liebe seiner Eltern ganz und gar nicht so schön begonnen hat. Sie mussten viele Hinternisse überwinden und gerade in einer schweren Zeit wie im Krieg fanden sie schlussendlich zusammen.


Maximes Beispiel zeigt in meinen Augen auf, wie wichtig es ist, nach einem solchen Verlust neuen Halt zu finden.